— Prinzip 11: Nutze Randzonen und schätze das Marginale —

Eine Flussmündung ist ein Beispiel für eine Randzone. Sie dient als eine komplexe Schnittstelle zwischen Land und Meer. Das seichte Wasser ermöglicht eine Durchflutung mit Sonnenlicht, was Algen- und Pflanzenwachstum fördert. Gleichzeitig ist das seichte Wasser ein Futterplatz für Vögel. Auch die lebendige Erde mit ihren Mikroorganismen ist eine Randzone. Für jegliches Leben, einschließlich der Menschheit, ist es sogar die wichtigste Randzone von allen.

Randzonen sind kein Problem, sondern eine Chance: An Randzonen passieren immer die interessantesten Dinge. Doch oft sehen wir sie nicht, weil wir unseren Fokus auf andere Aspekte legen. Die Agrarwirtschaft fokussiert sich in der Regel eher auf Nutzpflanzen und auf klar artikulierte Ziele. Dies kann zu einer Abwertung von Randflächen und zu der Zerstörung von Wildpflanzen führen. Auch die weniger sichtbaren Bedürfnisse von Frauen, Benachteiligten und Landlosen können durch einen solchen Fokus übersehen werden. Die Wirtschaft konzentriert sich eher auf das Großkapital und auf blühende Städte. Die größten Innovationen entstehen allerdings in kleinen Unternehmen und in kleineren, weniger wohlhabenden Orten und Systemen.

Der Ausbau von Randzonen erhöht die Produktivität: Ein Ausbau von den marginalen und unsichtbaren Aspekten eines Systems kann die Produktivität und Stabilität eines Systems erhöhen. Wenn das Ufer zwischen Land und Teich vergrössert wird, werden beide Systeme produktiver. Auch beim Alley Cropping wird durch die Ausdehnung der Randzone zwischen Feld und Wald die Produktivität erhöht, indem die Pflanzung von Baumreihen mit Getreideanbau verbunden wird.

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