Inspirationswanderung - Was ist das überhaupt?
Das Wort "Inspiration" stammt vom lateinischen Begriff "inspiratio", was so viel bedeutet wie "Einblasen", "Einfließen" oder "Anregung". Es setzt sich zusammen aus der Vorsilbe "in-" (hinein) und dem Verb "spirare" (atmen, hauchen). Ursprünglich bezeichnete es also den Akt des "Hineinblasens" von Luft oder auch "dem Einhauchen von Leben". Im übertragenen Sinn war Inspiration im antiken und mittelalterlichen Verständnis etwas, das den Menschen von einer höheren Macht oder einer göttlichen Quelle "eingehaucht" wurde – als eine Art göttliche Eingebung oder Erleuchtung. Spirit - Geist.
Der Begriff "Inspirationswanderung" wurde wesentlich von den Anthroposophen, Anhängern von Rudolf Steiner, geprägt. Auf Rudolf Steiner geht u.a. die Waldorfpädagogik zurück.
Die Natur als Quelle für spirituelle und kreative Entwicklung: Eine Inspirationswanderung geht also über das bloße "sich Bewegen in der Natur" (sprich: typische Wanderung), also das "physische Erleben durch Bewegung" hinaus. Die Natur wird als einen Ort angesehen, der den Geist anregt und die Seele berührt. Achtsame Beobachtungen, Einfühlen in die Landschaft, verbunden mit kreativen Aufgaben und Impulsen werden bei einer Inspirationswanderung den Teilnehmer/innen vermittelt.
Die Natur wird als kraftvoller Raum betrachtet, in dem sich der Mensch sich selbst in einem größeren kosmischen Zusammenhang verstehen kann. Die Natur: nicht nur äußeres Phänomen, sondern ein lebendiger Raum, der uns Menschen zum Nachdenken anregt und uns neue Erkenntnisse und Inspiration vermitteln kann.
Durch achtsames Wandern, Meditation und bewusstes Wahrnehmen und Erleben in der Natur können wir inspiriert werden – für unser weiteres Leben. Wir können uns wieder an das "Große und Ganze" der Natur anbinden und uns einfinden.
Ein Aspekt der Inspirationswanderung, welcher automatisch folgt: Dankbarkeit.
Neben den vielfältigen Vorzügen eines Waldes (z.B. Temperaturregulierung, Sauerstoffproduzent und CO2-Neutralisator, Erosionsverhinderer, Grundwasserspeicher usw.) können wir sehr dankbar sein, dass wir speziell im Pfälzerwald die Möglichkeit haben, nicht nur in der Atmosphäre des Waldes zu entspannen, sondern auch unseren Geist "inspirieren" zu lassen. Und das haben schon vor vielen Jahren kreative, natur-affine Menschen wie Geschichts- und Gedichteschreiber und bildende Künstler erkannt... und nicht nur die! Nur um einige zu nennen: Goethe, Hesse, Van Gogh, René Magritte... Auch unsere ganze Mathematik basiert auf Naturbeobachtung und deren Zusammenhänge...
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So weit die theoretische Betrachtung. Meine eigenen Erfahrungen:
Als ich vor einigen Jahren mit Anthroposophen in Norwegen zur Naturbeobachtung unterwegs war, konnten wir - nachdem wir uns völlig vom Alltag gelöst hatten und stundenlang die Landschaft beobachteten - Töne und Schwingungen in der Hochlandschaft wahrnehmen. Wir sahen Strömungen an Objekten, erkannten Zusammenhänge in der von Menschen noch weitgehend unveränderten Landschaft (Stichwort: Geomantie), fanden uns ein - als Teil des Ganzen... Ein wundervolles Empfinden! Nein - es ist keine Spinnerei!
Bei Inspirationswanderungen ist alles möglich. Zunächst erkennt man nur einfach den Baum, den Strauch etc. und erfährt durch das von mir praktizierte "Coyote Teaching" etwas "Botanisches" über die Natur.
Durch verbesserte Wahrnehmung und Fragestellungen wie "Was würde der Baum (Du suchst ihn Dir selber aus) Dir an Weisheit sagen wollen, wenn er zu Dir sprechen könnte?" kann man sich nach und nach in tiefere Wahrnehmungsschichten begeben und Inpiration empfangen. Demut (was glauben wir eigentlich, wer wir sind?? Wir wissen längst nicht alles!) und Offenheit gehören dazu.
Inspirationswanderungen vermitteln auch einfach nur Kraft aus der Natur. Damit kann die "Inspiration" beginnen.
Ina (12.11.2024)